Nachdem wir in den letzten beiden Etappen wunderschöne DeepSky Objekte in den Spiralarmen unserer Milchstraße besucht haben, wollen wir diese nun verlassen und in den galaktischen Halo eintauchen. Dort finden wir die wunderschönen Kugelsternhaufen - viele zehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie beherbergen in einer Kugel von 100 Lichtjahren Durchmesser bis zu einer Million Sterne und gehören zu den ältesten Objekten im Universum.
Im Sternbild des Herkules finden wir den schönsten aller Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel: Messier 13. Schon mit bloßem Auge lässt er sich in einer dunklen
Nacht als schwacher Lichtklecks erahnen und im Sucher zeigt sich ein rundliches Wattebällchen, das zur Mitte hin heller wird.
Der Anblick in einem 20 Zoll Teleskop ist selbst bei einer so geringen Vergrößerung wie 120x einfach umwerfend. Wir wechseln das Okular und steigern die Vergrößerung
auf 400x. Was wir sehen, verschlägt uns für einen Moment die Sprache. Der imposante Kugelsternhaufen scheint das ganze Gesichtsfeld zu sprengen, das angefüllt ist
mit hunderten von Einzelsternchen. Randbereiche und Kern sind komplett aufgelöst und in Momenten mit sehr ruhiger Luft scheint im Hintergrund eine ganze Armada
an noch schwächeren Sternen hervorzublitzen.
Auch wenn es uns schwerfällt und wir uns kaum von diesem Anblick lösen können, so schwenken wir unser Teleskop dann doch weiter in Richtung Süden, wo wir auf
Messier 22 treffen – den hellsten Kugelsternhaufen im Sternbild Schütze. Auch diese riesige Kugel ist bis tief ins Zentrum aufgelöst.
Doch wir wollen auf etwas anderes achten – nämlich auf die Farbe der Einzelsterne. Nachdem unsere Augen eine Weile durch die Sternfluten von Messier 22 gewandert
sind, fällt uns tatsächlich auf, dass einige der Sterne ein wenig gelblicher erscheinen als der Rest. Es sind rote Riesensterne, die dort zu sehen sind und die wir dank der
großen Öffnung unseres 20 Zoll oder 25 Zoll Teleskops auch sogar farbig wahrnehmen können. Messier 22 ist übrigens einer von nur insgesamt vier Kugelsternhaufen,
die einen Planetarischen Nebel beherbergen. Doch selbst mit 25 Zoll haben wir keine Chance, diesen Nebel in Messier 22 zu sehen.
Weil dieses Thema so spannend für uns ist, werden wir einen anderen der vier Kugelsternhaufen aufsuchen und entscheiden uns für Messier 15, der ebenfalls
einen Planetarischen Nebel mit dem Namen „Pease 1“ enthält.
Schon mit 20 Zoll Öffnung wird uns die riesige Kugel aus Sternen eindrücklich im Gedächtnis bleiben, insbesondere natürlich das extrem dicht gepackte Zentrum.
Denn tatsächlich gehört Messier 15 zu den dichtesten Kugelsternhaufen in unserer Milchstraße. Er ist so dicht gepackt, dass noch nicht einmal das Hubble Weltraumteleskop
alle Einzelsterne im Zentrum auflösen kann. In den innersten 20 Lichtjahren sollen sich alleine 30.000 oder sogar noch mehr Sterne befinden. Eine schier unglaubliche Zahl.
Nachdem wir den Zentralbereich auf uns haben wirken lassen, steigern wir die Vergrößerung auf 400x und hangeln uns an Sternketten entlang zu der Position von Pease 1.
Doch welcher unter den vielen hundert Lichtpunkten ist nun der planetarische Nebel? Um ihn dingfest zu machen, bedienen wir uns eines Tricks. Wir schrauben einen OIII-
Filter in den Filterschieber und wechseln immer wieder zwischen dem Anblick mit und ohne OIII hin und her. Im Laufe der Zeit fällt uns ein schwaches „Sternchen“ auf, das
seine Helligkeit beizubehalten scheint, während die anderen Sterne des Kugelsternhaufens beim Blick durch den OIII- Filter deutlich schwächer erscheinen. Dieses „Sternchen“
ist „Pease 1“ - ein Planetarischer Nebel in einem Kugelsternhaufen.
Wir möchten uns jetzt aber doch so langsam von unserer Milchstraße entfernen und zum Abschied noch einen letzten Kugelsternhaufen im galaktischen Halo besuchen.
Unsere Wahl fällt auf NGC 7006, der 140.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Während kleine Teleskop hier nur einen zum Zentrum hin heller werdenden Lichtball
zeigen, können wir mit unserem 20 Zoll oder 25 Zoll „Horizon“ deutlich mehr sehen.
Wir nehmen ein Okular aus dem Koffer, welches uns eine Vergrößerung von 350x oder mehr ermöglicht. NGC 7006 erscheint dann zwar im Vergleich zu den Kugelsternhaufen
des Messier Katalogs immer noch recht klein, aber die Randbereiche sind schon leicht gesprenkelt und mit vielen sehr schwachen Einzelsternchen durchsetzt. Mit 25 Zoll
blitzen dann auch im Kernbereich die ersten Sternchen hervor – und das trotz der riesigen Entfernung.