Auf der 5. Etappe verlassen wir unsere Heimatgalaxie und werden viele Millionen Lichtjahre weit in den unbekannten Raum reisen.
Die ersten beiden fremden Welteninseln, die wir besuchen werden, liegen noch innerhalb der Lokalen Gruppe. Es sind wohl die zwei berühmtesten Galaxien am nördlichen Himmel:
zum einen der Andromeda- Nebel (Messier 31) und zum anderen die Triangulum- Galaxie (Messier 33), beide zwischen 2 und 3 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.
Danach werden wir zu unserer bislang längsten Reise über eine Distanz von 50 Millionen Lichtjahren aufbrechen und uns im Zentrum des "Virgo- Supercluster"
die Galaxie Messier 87 anschauen.
Schon nach wenigen Augenblicken haben wir diese helle Galaxie im Sucher eingestellt. Selbst bei der geringsten Vergrößerung ist es uns nicht möglich, dieses wunderschöne
und hoch interesssante DeepSky Objekt in seiner Gänze zu bewundern. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als den Halo abzufahren. Wir kommen vorbei an zwei imposanten
Dunkelwolken, welche den Halo der Galaxie auf einer Seite nahezu auf der gesamten Länge zerschneiden. Auch die beiden Begleitgalaxien Messier 32 und Messier 110 sind
ein Leichtes. Bei genauem Hinschauen entdecken wir eine hellere Stelle in den Spiralarmen. Es handelt sich um NGC 206, die bekannteste Sternwolke in der Andromedagalaxie,
zu der wir später noch einmal zurückkehren werden.
Nachdem wir uns einen Eindruck von der gewaltigen Scheibe aus Hunderten von Milliarden Sternen gemacht haben, werden wir nun ein wenig tiefer in diese Galaxie eintauchen.
Doch dazu müssen wir unser Teleskop zuerst vom Zentrum in Richtung Südwesten bewegen. Dort finden wir Mayall II (oder auch M31-G1 genannt), den hellsten extragalaktischen
Kugelsternhaufen. An der gesuchten Stelle angekommen, schrauben wir die Vergrößerung an unserem 20 Zoll oder 25 Zoll „Horizon“ auf 400x hinauf und sehen Mayall II als
eine winzig kleine, unscharfe, leuchtende Kugel – nicht viel größer als Neptun. Zur Mitte hin nimmt die Helligkeit stetig zu und gipfelt in einem hellen Zentrum. Aufgrund der
Entfernung von mehr als 2 Millionen Lichtjahren können wir diesen gewaltigen Kugelsternhaufen, der sogar Omega Centauri in den Schatten stellt, selbst mit 25 Zoll Öffnung
nicht in Einzelsterne auflösen. Doch Mayall II ist nicht der einzige Cluster dieser Art, den wir in Messier 31 finden können. Mit 20 Zoll Öffnung kommen an die 100 extragalaktische
Kugelsternhaufen in Reichweite, mit 25 Zoll sogar bis zu 150. Es lassen sich sogar einige wenige offene Sternhaufen in dieser fremden Galaxie beobachten, wovon die hellsten mit
dem 20 Zoll Horizon mit indirektem Sehen gerade noch so sichtbar sind.
Wir wollen nun eine schwierige Herausforderung in Angriff nehmen: die visuelle Beobachtung von Einzelsternen in der Andromedagalaxie. Dieses Unterfangen gehört zu den
schwierigsten seiner Art und so müssen wir uns schon daheim ausreichend vorbereiten und uns genaue Aufsuchkarten für die Sterne AE And, AF And und M31ob78-719 ausdrucken.
Mit Hilfe dieser Karten werden wir uns an die drei Kandidaten heranpirschen. Da die hochwertige Optik der Modellserie „Horizon“ spielend leicht hohe Vergrößerungen von 400x
und mehr erlaubt, wechseln wir auf das entsprechende Okular und warten auf die Momente mit besonders gutem Seeing. Dann, und nur dann, blitzt an der gesuchten Stelle ein
extrem schwaches Lichtpünktchen hervor – ein Stern in einer fremden Galaxie! Wenn man dieses Aufblitzen zum ersten Mal sieht, ist das ein besonders prägendes Erlebnis, das
einem wahrscheinlich für immer im Gedächtnis bleiben wird.
Doch es gibt eine Sache, die sogar noch besonderer ist als die Sichtung von Einzelsternen. Denn wenige Male im Jahr taucht für den kurzen Zeitraum von einigen Tagen eine
extragalaktische Nova im Andromedanebel auf. Wenn man es frühzeitig weiß, gerade Neumondphase ist, das Wetter mitspielt und die Nova hell genug ist, so lässt sie sich ebenfalls
als extrem schwacher Sternpunkt beobachten.
Nur 15° südöstlich von Messier 31 findet sich im Sternbild Triangulum eine weitere umwerfend tolle Galaxie: Messier 33! Sie ist knapp 2.5 Millionen Lichtjahre entfernt aber
deutlich kleiner und masseärmer als unsere eigene Milchstraße oder der Andromedanebel. Aufgrund der geringen Flächenhelligkeit benötigen wir einen wirklich dunklen Himmel,
um diese fremde Welteninsel in all ihrer Schönheit zu sehen.
Wir wählen zunächst eine geringe Vergrößerung von 100x und bewundern die drei weit geöffneten Spiralarme, die unter einem sehr dunklem Himmel teilweise in einzelne Sternwolken
zerfallen. Bei genauem Hinschauen fallen uns sogar einige kleine helle Flecken in den Armen auf: das sind HII- Regionen ähnlich dem Orionnebel, die aufgrund ihrer Helligkeit
teilweise sogar eigene NGC- Nummern haben.
Die größte Nebelregion trägt die Bezeichnung NGC 604 und ähnelt in ihrem Aussehen dem Tarantel- Nebel. Diese wollen wir uns nun genauer anschauen. Wir wechseln das
Okular und wählen eine Vergrößerung von 400x. Dank der enormen Lichtsammelleistung unseres Teleskops und der hohen Flächenhelligkeit der HII- Region können wir einige
Strukturen erkennen. So offenbart der Nebel selbst einige filamentartige Strukturen. Außerdem fallen uns im Inneren von NGC 604 einige schwache Lichtpünktchen auf. Das sind die
berühmten Super Star Cluster (SSC), sehr junge und leuchtkräftige Sternhaufen. Mit 25 Zoll Öffnung können wir bis zu 5 der SSCs in NGC 604 sehen.
Fast 5x so weit entfernt, in einer Distanz von 54 Millionen Lichtjahren, finden wir Messier 87, eine sogenannte Riesenellipse und Zentrum des berühmten Virgo- Clusters im
Sternbild Jungfrau. Mit einem Durchmesser von 240.000 Lichtjahren und einer Masse von 6 Billionen Sonnen gehört sie zu den gewaltigsten Galaxien in unserer näheren Umgebung.
In unserem Teleskop zeigt Messier 87 auf den ersten Blick nicht sonderlich viele spannende Strukturen, sondern sieht aus, wie wir es von einer elliptischen Galaxie erwarten würden.
Sie ist rundlich und die Helligkeit nimmt zum Zentrum hin stark zu. Doch Messier 87 birgt ein Geheimnis, das wir aber erst bei sehr hohen Vergrößerungen zu lüften imstande sind.
Daher nehmen wir aus unserem Okularkoffer ein kurzbrennweitiges Okular und erhöhen die Vergrößerung auf 400x oder mehr. Genug Licht dafür haben wir. Da wir wissen, worauf
wir achten müssen, können wir nach einiger Zeit im Galaxienhalo eine kaum sichtbare Unregelmäßigkeit in Form einer feinen Lichtnadel erkennen. Es ist der Jet des supermassiven
schwarzen Lochs im Zentrum von Messier 87. Im 20 Zoll „Horizon“ ist diese Beobachtung an der Grenze zur Wahrnehmung, doch im 25 Zoll gelingt die Sichtung schon viel einfacher.
Es gibt sogar Berichte, nach denen die Knoten im Jet mit 25 Zoll zu sehen sind. Doch ob Knoten oder nicht: alleine die Tatsache, dass wir mit eigenen Augen den Jet eines supermassiven
schwarzen Lochs gesehen haben, wird uns noch sehr lange in Erinnerung bleiben.