Das Öffnungsverhältnis von Dobson- Teleskopen ist im Laufe der Jahrzehnte immer schneller geworden. Um 1960 herum galt f/8 noch als schnell.
Das lag hauptsächlich daran, dass die zu dieser Zeit verfügbaren Okulare noch sehr einfach aufgebaut waren und mit einem schnellen
Öffungsverhältnis nicht zurecht gekommen sind.
Die Folge davon: das Beobachtungsobjekt war nur in der Bildfeldmitte scharf. Je weiter man aber an den Rand des Okulargesichtsfelds geschaut hat,
umso stärker ausgeprägt war die sogenannte "Koma". Sterne erscheinen dann nicht mehr punktförmig, sondern sehen aus wie kleine Kometen mit
einem Schweifansatz.
Doch gerade in den letzten 20 Jahren hat sich in Sachen Okulardesign sehr viel getan:
Die einfachen Erfle- und Kellner- Okulare wurden abgelöst durch moderne Weitwinkel- Okulare mit einem komplexen und aufwändig gerechnetem
Linsen- Design. Das Eigen-gesichtsfeld steigerte sich von 50° auf mittler-weile über 110°, aber auch die Vergütung wurde immer besser und der
Lichtverlust damit geringer.
Ein weiterer Sprung in Richtung einer noch kürzeren Brennweite erfolgte mit der Einführung von Komakorrektoren. Diese Entwicklung hat den
Grundstein gelegt, sehr schnelle f/- Werte in der Praxis nutzen zu können. Mit diesen Korrektoren sind selbst Sub-f/3 Teleskope in den Bereich des
Möglichen gerückt.
Dennoch liest man im Internet so einiges über schnelle Öffnungsverhältnisse und leider auch oftmals viel Falsches. Deshalb soll an dieser Stelle
ein wenig aus fünf Jahren Beobachtungspraxis mit einem 50cm f/3.2 Dobson berichtet werden:
Unbestritten ist, dass an die Justage höhere Anforderungen gestellt werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Justage schwieriger ist. Ein f/3
Dobson lässt sich am Polarstern bei Vergrößerungen von 300x genauso einfach justieren wie ein f/5 Dobson. Man muss lediglich ein wenig
genauer darauf achten, dass der Fangspiegelschatten exakt in der Mitte des Beugungscheibchens ist.
Das ist auch schon alles und verlängert den Zeitaufwand ein klein wenig. Aus den Erfahrungen mit der "Horizon"- Serie lässt sich sagen, dass
der Hauptspiegel vor einer Beobachtungsnacht nur sehr geringfügig nachgestellt werden muss und die Hauptspiegeljustage in weniger als zwei
Minuten erledigt ist.
Was sich ebenfalls sehr hartnäckig hält ist das Gerücht, ist, dass ein sehr kurz-brennweitiges Teleskop nicht für Planeten- ,Mond- oder andere
Detailbeobachtungen geeignet ist. Das stimmt einfach nicht. Wichtig ist, dass das Teleskop eine gute Optik besitzt und man hochwertige
Okulare in Verbindung mit dem dazu passenden Komakorrektor benutzt. Und ja, das Teleskop muss sorgfältig am Stern justiert werden.
Wenn all das gegeben ist, können auch mit einem f/3 Dobson spektakuläre Beobachtungen an Mond und Planeten gemacht werden. So war es
unter anderem ein Leichtes, den Kleinplaneten Ceres mit dem 20 Zoll f/3.2 "Horizon" als winziges Scheibchen zu sehen - und das bei einem
scheinbaren Durchmesser von nur 0.87" (Bogensekunden).
Hier muss man tatsächlich sagen, dass günstige Okulare (selbst in Verbindung mit dem ParaCorr von Televue) nicht wirklich zufriedenstellend
funktionieren.
Hochwertige Okularserien wie z.B. Nagler oder Ethos harmonieren dagegen hervorragend mit einem f/3 Dobson. So werden die Sterne in den
innersten 90% des Gesichtsfelds punkt-förmig abgebildet, noch näher am Gesichts-feldrand sieht man dann die ersten zarten Andeutungen von Koma.
Wie das im Okular aussieht, kann man sich in nebenstehender Abbildung genauer anschauen.
Die Bildschärfe ist also bis auf den äußersten Bereich über das gesamte Gesichtsfeld sehr hoch und ermöglicht damit einen ästhetischen
Anblick des Sternenhimmels.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein f/3- Dobson der Modellserie "Horizon" zwingend einen Koma- Korrektor benötigt, der separat
erworben werden muss.
Das Teleskop stellt zwar höhere Anforderungen an die Justage und die verwendeten Okulare, doch mit ein klein wenig Übung ist es genauso
einfach zu handhaben wie ein langbrennweitiges Teleskop und muss sich auch in Sachen Bildschärfe und Ästethik absolut verstecken.