Modellserie "Horizon": Die Mechanik




An die Teleskopmechanik werden bei einem Öffnungsverhältnis von f/3.2 recht große Anforderungen gestellt, so dass die Modellserie "Horizon" von Grund auf neu entwickelt werden musste.

Einer der allerwichtigsten Punkte bei der Entwicklung und Konzeption dieser neuartigen Teleskop- Serie war, dass sich ein Dobson- Teleskop dieser Öffnungsklasse und dem extrem kurzen Öffnungsverhältnis genauso einfach und intuitiv benutzen lassen sollte wie ein vergleichbares Gerät mit einer deutlich längeren Brennweite. Nach einer mittlerweile mehr als 5-jährigen Erprobungsphase lässt sich festhalten, dass dieses Ziel definitiv erreicht worden ist:

Am Beobachtungsplatz angekommen ist das 20" Teleskop selbst bei Dunkelheit dank seines schlichten Designs in weniger als 10 Minuten aufgebaut. Da der Fangspiegel im Normalfall am Hut verbleibt, muss nach einer etwa 30 minütigen Auskühlphase nur noch kurz der Hauptspiegel am Polarstern justiert werden. Aufgrund der besonderen Stangenanordnung müssen die beiden großen Sterngriffmuttern in der Regel lediglich um eine viertel bis halbe Umdrehung bewegt werden. Ab und an (wenn auch recht selten) kommt es sogar vor, dass man den Hauptspiegel überhaupt nicht neu justieren muss, weil die Justage noch von der letzten Beobachtungsnacht passt. Für ein f/3 Gitterrohr- Dobson ist das sehr bemerkens-wert. Das Einsetzen und Einstellen des Koma-korrektors gelingt ebenfalls problemlos.

Auf eine extreme Leichtbauweise wurde zugunsten einer höheren Steifigkeit und eines verbesserten Ausschwingverhaltens verzichtet. Deswegen fallen einige Elemente (wie zum Beispiel die unteren Stangenhalterungen) recht massiv aus. Leichte und sehr stabile Karbonrohre, zusätzliche Verstrebungen und geschweißte Rahmen tragen ebenfalls zur Gesamtsteifigkeit bei.

Sowohl das 20 Zoll als auch das 25 Zoll Teleskop der Modellserie "Horizon" gehören mit einem Gesamtgewicht von 36 bzw. 57 Kilogramm zu den leichtesten Teleskopen Ihrer Öffnungsklasse. Sie lassen sich daher ohne größere Probleme von einer Person transportieren, bewegen und aufbauen.

1) Der Hut


Der Hut der Modellserie "Horizon" besteht aus zwei Ringen in der Form eines Oktagons, also eines Achtecks. Sie sind mit einer sehr reflektionsarmen, mattschwarzen Pulverbeschichtung versehen.

Während die einzelnen Segmente bei der 20 Zoll Variante miteinander verschraubt sind, sind die beiden Hutringe in der 25 Zoll Version geschweißt, da die Spinnenarme aufgrund des großen und schweren Fangspiegels unter einer großen Spannung stehen. Die Spinne, die aus einem nur 0,5 Millimeter dünnen Messing-blech gefertigt wird, ist bis zu 60mm breit und exzentrisch im oberen der beiden Hutringe verspannt.

Mit Hile von zwei großen Sterngriffschrauben wird die massive Fangspiegelhalterung aus POM am Mittelteil der Spinne angebracht. Der Fangspiegel muss also selbst nach einem erfolgten Ausbau nicht komplett neu justiert werden.

Um ein Beschlagen des Sekundärspiegels in einer feuchten Nacht zu verhindern, ist eine ausreichend dimensionierte Fangspiegelheizung montiert.

Die beiden Ringe werden mittels sechs kurzer Karbonstangen miteinander verbunden. Die Anbauteile wie Okularauszug und Sucher werden je nach gewählter Ausstattungs-variante auf einem lackierten Holzbrettchen oder auf einer nur 5mm starken, CNC- gefrästen und gewichtsoptimierten Karbonplatte montiert.

Als Okularauszug kommt der vielfach bewährte 2 Zoll Baader "Diamond Steeltrack" mit einer 1:11 Untersetzung zum Einsatz, der eine besonders feinfühlige Scharfstellung ermöglicht. In der Grundausstattung ist ein optischer 8x50 Sucher enthalten, es kann aber auch fast jeder andere handelsübliche Sucher montiert werden. Optional kann ein Filterschieber der Firma "Spheretec" montiert werden, der Platz für maximal drei 2 Zoll Filter sowie einen großen Durchlass für die Beobachtung ohne Filter bietet.

Die windoptimierte Hutblende besteht aus mattschwarzem PE und wird mittels großer Sterngriffmuttern mit den Hutringen verbunden.

2) Gitterrohrstangen und Verstrebungen


Je nach Ausstattungsvariante werden für die Gitterrohr- Konstruktion entweder matt-schwarz pulverbeschichtete Aluminiumrohre oder besonders leichte und steife Karbonrohre verwendet. Je zwei dieser Stangen bilden zusammen mit der oberen Stangenhalterung eine Einheit.

Beim Aufbau des Teleskops werden die insgesamt vier Stangenpaare einfach auf die dafür vorgesehenen Stangenhalterungen ge-schoben. Die Reihenfolge ergibt sich dabei von selbst. Es werden also immer die gleichen Stangen an derselben Position befestigt, wes-halb die Kollimation des Teleskops nach jedem Aufbau nahezu erhalten bleibt. Während die Stangenpaare unten mit großen und auch bei Kälte leicht zu greifenden Sterngriff-muttern gesichert werden, werden sie oben am Hut mit kraftvollen Hebelschrauben geklemmt. Damit die Teleskope der Modellserie "Horizon" besonders verwindungssteif sind, werden die unteren Stangenhalterungen aus Aluminium- Vollmaterial gefräst.

Zwischen den beiden Höhenrädern sind zusätzliche Verstrebungen angebracht: eine Querverstrebung sowie zwei Diagonalstreben. Diese machen das Teleskop in sich besonders verwindungssteif, was ein sehr direktes und feinfühliges Nachführen ermöglicht. Je nach gewählter Variante kommen hier pulverbeschichtete Flachstangen aus Aluminium oder Karbonrohre zum Einsatz.

3) Spiegelzelle und Spiegelbox


Die Lagerung eines f/3 Spiegels ist recht anspruchsvoll und verlangt der Spiegelzelle und der Spiegelbox einiges ab - nichts darf sich verwinden oder seine Position verändern. Nur so bleibt die Kollimation bei Schwenks über den Himmel erhalten.

Anstatt einer Holzbox wie bei der Modellserie "Infinity NL" kommt deswegen ein geschweißter Aluminiumrahmen zum Einsatz, der mit Eckversteifungen versehen ist und in sich sehr stabil, aber auch sehr leicht ist. Die Spiegelbox ist sehr flach und selbst in der 25 Zoll Variante gerade einmal 15 Zentimeter hoch.

Die Primär-Optik ruht je nach Durchmesser auf 18 bzw. 27 Lagerpunkten, die auf unter-schiedlich großen, beweglichen Dreiecken montiert sind und den dünnen Hauptspiegel optimal von unten stützen. Lateral wird die Primäroptik in ihrer Schwerpunktslinie von mehreren Kugellagern unterstützt - bei der 20 Zoll Variante sind es zwei Lager, bei der 25 Zoll Variante sogar vier, von denen je zwei auf einer CNC-gefrästen Wippe montiert sind.

Die Justage erfolgt mit zwei großen Sterngriffmuttern ganz bequem von oben. Starke Federn aus Edelstahl halten die Spiegelzelle beim Schwenken des Teleskops an Ort und Stelle.

Falls der Hauptspiegel einmal gereinigt werden muss oder man ihn zum Transport in die optional erhältliche Transportbox legen möchte, kann die gesamte obere Abdeckplatte der Spiegelbox werkzeuglos abgenommen werden. Der Hauptspiegel liegt dann komplett frei und ist leicht zugänglich.

4) Rockerbox


Das Grundgerüst der Rockerbox besteht aus miteinander verschweißten Aluminiumprofilen, welche mit einer langlebigen, mattschwarzen Pulverbeschichtung versehen sind. Die Ecken sind innenliegend mit vier weiteren Profilen versteift.

Unter dem Grundgerüst ist die Lauffläche aus Holz angebracht. Wie auch die Höhenräder läuft die Rockerbox auf der einer bewährten HDL/ Ebony- Paarung, die ein sehr geringes Losbrechmoment ermöglicht. Das Nachführen des Teleskops von Hand erfolgt damit besonders weich und feinfühlig.

In der Mitte der Rockerbox befindet sich eine Platte, die für die Montage von digitalen Teilkreisen (BDSC) vorbereitet ist. Darauf werden der Azimut- Encoder und die Steuerungsplatine mit dem BlueTooth Modul montiert, so dass die Teilkreise drahtlos mit dem Smartphone oder Tablet kommunizieren können. Genügend Platz für die Stromversorgung in Form einer Halterung für 6 Mignon- Batterien/Akkus ist ebenfalls vorhanden.