In unserer vorletzten, der 6. Etappe, werden wir die Welt der Galaxien verlassen und uns den größten Strukturen im Universum zuwenden: Galaxienhaufen und Superclustern.

Schon in Etappe 5 haben wir gesehen, dass Messier 87 das gravitative Zentrum des Virgo- Clusters bildet, eine Ansammlung von bis zu 1000 Galaxien in einer Entfernung von rund 50 bis 60 Millionen Lichtjahren. Doch in noch viel größerer Entfernung gibt es eine Vielzahl von Galaxienhaufen, die wir uns mit 20 Zoll oder 25 Zoll Öffnung anschauen können.

Den ersten Supercluster finden wir in 300 Millionen Lichtjahren Enfernung, danach wollen wir über die Galaxienhaufen Abell 2151 und Abell 2065 weiter zu Abell 665 reisen, der 2 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist.


1) Der Coma- Superhaufen


Den ersten Zwischenstopp wollen wir bei Abell 1656 einlegen, dem sogenannten Coma- Haufen, zu dem mehr als 1000 Galaxien in einer Entfernung von 300 bis 350 Millionen Lichtjahren gehören.

Bei geringer Vergrößerung sehen wir im 20 Zoll Teleskop zunächst einmal nur die beiden hellsten Galaxien – nämlich NGC 4874 und NGC 4889. Beide befinden sich nahe des Zentrums des Galaxienhaufens und gehören der Gattung der Riesenellipsen an. NGC 4889 behergt eines der schwersten bekannten schwarzen Löcher mit einer geschätzten Masse von 21 Milliarden Sonnen. Das schwarze Loch können wir mit unserem Teleskop natürlich nicht sehen, aber wenn wir die Vergrößerung auf 300x steigern, so können wir um die beiden Riesenellipsen eine Vielzahl an kleinen elliptischen Galaxien wahrnehmen. 10 bis 15 Galaxien lassen sich gleichzeitig im Gesichtsfeld wahrnehmen. Unter dunklem Landhimmel eine wundervolle Beobachtung.


2) Der Herkules- Galaxienhaufen


Ein etwas größerer Schwenk genügt und wir befinden uns im Sternbild Herkules, welches wir schon bei der Beobachtung von Messier 13 besucht haben. Doch dieses Mal möchten wir uns den Herkules- Galaxienhaufen mit der Katalogbezeichnung Abell 2151 anschauen. Die Entfernung wird mit 510 Millionen Lichtjahren angegeben. Über 50 Galaxien können wir mit dem 20 Zoll Horizon in einer klaren und dunklen Nacht dingfest machen, mit 25 Zoll Öffnung sogar über 70 Galaxien. Zudem können wir bei höherer Vergrößerung einige interagierende Systeme sowie Details in den hellsten Galaxien erkennen.


3) Abell 2065 in der nördlichen Krone


Als nöchstes wollen wir einen großen Sprung machen und in einem Schritt weitere 500 Millionen Lichtjahre überbrücken. Dort, in einer Entfernung von etwas mehr als einer Milliarde Lichtjahren, finden wir im Sternbild Nördliche Krone den stark konzentrierten Galaxienhaufen mit der Katalognummer Abell 2065. Mehr als 400 Galaxien haben sich in diesem Himmelsareal gesammelt – die hellsten davon erreichen gerade einmal die 16. Größenklasse.

Um diesen Galaxienhaufen sinnvoll zu beobachten, braucht es eine Öffnung von 20 Zoll und mehr. Und so können wir bei einer Vergrößerung von 300x mit viel Geduld und einer genauen Sternkarte mehr als 40 Galaxien erkennen – alle miteinander verwoben im kosmischen Tanz der Gravitation.


4) Abell 665 in 2.3 Milliarden Lichtjahren Entfernung


Wir kommen nun zu einer Herausforderung, die nicht nur uns selbst, sondern auch das 25 Zoll „Horizon“ an seine Grenzen bringen wird. Im Sternbild Großer Bär findet sich ein höchst seltenes Exemplar eines Galaxienhaufens: Abell 665. Nahezu unbekannt, gehört er zu den ganz wenigen Haufen mit der höchsten Galaxiendichte. Stünde er uns näher, so wäre uns ein Spektakel gewiss. Doch das Gegenteil ist der Fall. Mit einer Entfernung von 2.3 Milliarden Lichtjahren steht er soweit von uns weg, dass es selbst mit 25 Zoll Öffnung schwierig ist, die hellste Galaxie in diesem Haufen zu erkennen.

Doch wir wollen die Herausforderung annehmen und machen uns mit einer sehr genauen Sternkarte und einem DSS- Ausdruck bewaffnet auf die Suche nach Abell 665. Bei 400x erkennen wir problemlos die Sterne, die uns als Aufsuchhilfe dienlich sind. Doch von der winzig kleinen Galaxie fehlt jede Spur. Doch dann, für einen kurzen Augenblick, blitzt an der gesuchten Position ein extrem schwacher Lichtfleck hervor, nur um kurz darauf wieder in der Schwärze der Nacht zu versinken. Damit wir uns unserer Sache sicher sind, verweilen wir geduldig am Okular und warten auf weitere Augenblicke, in denen wir die Galaxie zu Gesicht bekommen.