Abell 2065 ist einer der reichsten Galaxienhaufen am nördlichen Himmel. Er befindet sich 1.04 Milliarden Lichtjahre entfernt im Sternbild Corona Borealis.
Über 400 Galaxien verteilen sich über ein Himmelsareal von 0,8 Quadratgrad. Damit gehört der Cluster der Richness Class 3 an. Das Besondere ist, dass Abell 2065
sehr stark zur Mitte hin konzentriert ist, sich dort also sehr viele Galaxien in einem kleinen Feld tummeln. Die hellste Galaxie trägt die Bezeichnung PGC 54883
und ist mit einer Helligkeit von rund 15.5mag nahe des Zentrums von AGC 2065 zu finden. Die Rotverschiebung wird mit z=0.078 angegeben, woraus sich
eine Fluchtgeschwindigkeit von 22.400 Kilometer pro Sekunde ergibt. Alle 17 Sekunden entfernt sich Abell 2065 also um die Entfernung Erde- Mond.
Interessant ist auch die Tatsache, dass Abell 2065 zu einer viel größeren Struktur gehört - nämlich zum "Corona Borealis Supercluster". Dieser Superhaufen
wird von den Galaxienhaufen Abell 2056/2061/2065/2067/2079 und Abell 2089 gebildet. Manchmal werden auch noch Abell 2092 und Abell 2124 dazu
gerechnet. Von all diesen einzelnen Galaxienhaufen ist Abell 2065 aber mit Abstand der massivste Haufen und bildet damit das gravitative Zentrum des
"Corona Borealis Supercluster". Die Ausdehnung des Superhaufens wird mit 330 Mio. mal 140 Mio. Lichtjahren angegeben - ein riesiges Gebilde also. Genauso
beeindruckend ist die Gesamtmasse, welche auf 10 Billiarden Sonnenmassen geschätzt wird.
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Die Beobachtung von AGC 2065 war trotz 50cm Öffnung und einer Vergrößerung von teilweise über 300x nicht einfach. Es ist nicht so, dass man ins Okular schaut
und dann mit einem Schlag alle Galaxien sieht, die in der Zeichnung enthalten sind. Nein, jede dieser winzigen 17mag Galaxien muss man sich erarbeiten - man
muss die genaue Position im Vergleich zu den Umgebungssternen kennen und die wenigen Photonen mit indirektem Sehen auf die richtige Stelle der Netzhaut
leiten. Das kann dauern. Und so können durchaus 1-2 Minuten vergehen, bis man die Galaxie dann endlich erspäht. Ich habe diese Prozedur für über 40
Galaxien wiederholt und war deswegen eine ganze Weile gut beschäftigt.
Gelohnt hat sich die Geduld auf jeden Fall. Niemals zuvor konnte ich so viele Galaxien in diesem Cluster ausfindig machen und so wenigstens einen kleinen
Eindruck von dieser geballten Materieansammlung bekommen, auch wenn ich mir die wahren Dimensionen wahrscheinlich nie wirklich vorstellen kann.