Auf der zweiten Etappe wollen wir das Sonnensystem endgültig verlassen und mit unserem Teleskop in die Spiralarme unserer Galaxie eintauchen.

Dort wollen wir uns einige spannende Sternhaufen anschauen - Ansammlungen von bis zu 1.000 Sternen, die zusammen aus einer Molekülwolken entstanden sind.

Am Frühlingshimmel finden wir in einer Entfernung von 400 bis 600 Lichtjahren gleich zwei der uns am nächsten stehenden Sternhaufen: Messier 44, die Prasaepe und Messier 45, die Plejaden. Anschließend werden wir uns am Sommerhimmel einen uralten Sternhaufen anschauen und danach einen extrem weit entfernten Cluster in fast 50.000 Lichtjahren Entfernung besuchen.


1) Messier 45, Plejaden


Weil die Plejaden schon im Westen stehen, wollen wir uns die sieben Schwestern zuerst anschauen. Wir wählen zunächst die kleinstmögliche Vergrößerung und lassen uns verzaubern vom weißlich- blauen Strahlen der hellsten Sterne, die uns im 20 Zoll und noch weitaus eindrücklicher im 25 Zoll Teleskop mit ihrer Helligkeit beeindrucken. Es ist eine wahre Freude, das Glitzern und Funkeln auf sich wirken zu lassen. Wir nehmen nun einen UHC- S Filter aus unserem Okularkoffer und setzen ihn ein. Der Himmels-hintergrund wird ein wenig dunkler und die auf Fotos bläulichen Reflexionsnebel treten insbesondere um Merope deutlich hervor.

Doch es versteckt sich noch ein anderes Objekt nahe des gleißend hellen Sterns Merope. Gemeint ist IC 349, ein winzig kleiner Reflexionsnebel, der nur 0.06 Lichtjahre von Merope entfernt ist. Zum Glück stehen die Plejaden noch hoch am Himmel, so dass wir die Vergrößerung wieder auf 400x erhöhen können. Es dauert eine gewisse Zeit, bis wir eine kleine Aufhellung in unmittelbarer Nähe zu Merope sehen können, die nicht viel größer als der Planet Jupiter erscheint.


2) Messier 44, Praesepe


Nach dieser spannenden Beobachtung in den Plejaden schwenken wir das Teleskop zur Krippe. Dieser Sternhaufen ist zu groß, als dass wir ihn komplett im Okular sehen könnten. Dennoch erfreuen wir uns am Sternreichtum, der sich uns bietet, wenn wir den Cluster mit dem Teleskop abfahren. Wenn wir genau hinschauen und eine detaillierte Sternkarte zur Hand haben, lassen sich zwischen den vielen Mitgliedssternen von Messier 44 einige schwache Galaxien erkennen. Manche sind deutlich zu sehen, andere blitzen nur indirekt kurz auf. Es hat schon etwas Besonderes, durch einen Sternhaufen hindurch zu schauen, um dahinter auf die Suche nach weit entfernten Galaxien zu gehen.


3) NGC 6791, ein alternder Sternhaufen


Einen der ältesten Sternhaufen finden wir im Sternbild Leier. Es handelt sich um NGC 6791, dessen Alter mit 8 Milliarden Jahren angegeben wird. Er ist damit nur wenig jünger als die meisten Kugelsternhaufen, die es schon in der Frühzeit des Universums gab. Dass es NGC 6791 auch heute noch gibt, liegt daran, dass er mit vielen hundert Sternen sehr massereich ist und die Mitgliedssterne daher stark gravitativ an den Haufen gebunden sind.

Wir nehmen ein Okular mit einer Vergrößerung von um die 100x zur Hand. Im dichten Sterngewimmel der Milchstraße fällt uns mit indirektem Sehen ein matter Lichtfleck auf, dessen Hintergrund leicht körnig erscheint. Da wir aufgrund der Entfernung von 13.000 Lichtjahren noch nicht viel vom Sternreichtum sehen, steigern wir die Vergrößerung auf über 200x. Nun blitzen in Momenten mit sehr ruhiger Luft 50 bis 100 Einzelsternchen hervor, die uns einen wunderbaren Eindruck vom tatsächlichen Sternreichtum geben. Auch hier spielt der 25 Zoll seine größere Lichtsammelleistung aus und verwöhnt uns mit einem noch imposanteren Eindruck dieses Urgesteins von Sternhaufen.


4) Der weit entfernte Sternhaufen Berkeley 29


Wir werden nun versuchen, einen der am weitesten entfernten Sternhaufen zu beobachten. Es handelt sich um Berkeley 29, dessen Entfernung mit 48.000 Lichtjahren angegeben wird. Dank der großen Öffnung von 20 bzw. 25 Zoll können wir mit unserem Teleskop genug Licht sammeln, um diesen Sternhaufen zu sehen.

Mit einer genauen Aufsuchkarte begeben wir uns zur gesuchten Position und steigern die Vergrößerung auf mindestens 250x. Weil der Sternhaufen so schwach ist, werfen wir uns zusätzlich ein schwarzes Tuch über den Kopf, um jegliches Störlicht fernzuhalten. Nach einer Eingewöhnungsphase erkennen wir im Okular einen extrem schwachen Lichtschimmer. An eine Auflösung in Einzelsterne ist dabei nicht zu denken – dafür ist der Sternhaufen viel zu weit entfernt. Aber allein die Tatsache, in fast 50.000 Lichtjahren Entfernung einen Offenen Sternhaufen gesehen zu haben, ist genug des Lohns für unsere Mühen.