Der offene Sternhaufen NGC 6791 gehört zu den wenigen hellen DeepSky Objekten im Sternbild Leier. Er ist rund 13.000 Lichtjahre von uns entfernt
und gehört damit zu den entferntesten Haufen, die in einem mittleren Amateurteleskop zu sehen sind. Aber auch sonst ist NGC 6791 ein Sternhaufen der
Superlative. Er enthält bis zu 10.000 Sterne - das sind bis zu 10x mehr Sterne, als ein Sternhaufen normalerweise besitzt. Darunter befinden sich sehr viele
"Weiße Zwerge", also die ausgebrannten Kerne von ehemals hell leuchtenden Sternen. Den Durchmesser dieser Sternkugel kann man mit einer angenommenen
scheinbaren Größe des inneren, dichten Bereichs von 7' (Bogenminuten) zu rund 30 Lichtjahren bestimmen.
Das Alter von NGC 6791 birgt ein Rätsel in sich. Bei Beobachtungen mit dem Hubble Weltraum Teleskop wurden drei Populationen von Sternen gefunden -
jede Population mit einem anderen Alter im Bereich von 4-8 Milliarden Jahren. Das sollte eigentlich nicht sein, denn die Sterne eines Sternhaufens entstehen
aus der gleichen Gaswolke und sollten damit auch gleich alt sein. Nachdem man die jüngste Sterngeneration mit Hilfe ihrer Doppelsternnatur erklären konnte,
sind nun nur noch 2 Sternpopulationen in Einklang zu bringen. Man darf gespannt sein, was die Forschung hier in den nächsten Jahren noch herausfinden wird.
Obwohl der Sternhaufen zu den größten seiner Art gehört, ist er aufgrund der großen Entfernung nicht leicht zu beobachten. Das liegt im Wesentlichen an
seiner geringen Flächenhelligkeit. Wenn der Himmel aufgehellt ist, "ertrinkt" NGC 6791 gewissermaßen im Himmelshintergrund und wird unsichtbar.
Zudem sind die vielen Mitgliedssterne sehr lichtschwach, weshalb man eine hohe Vergrößerung benötigt, um sie zu sehen. Eine zu hohe Vergrößerung bei
Objekten mit einer geringen Flächenhelligkeit ist aber ebenfalls problematisch, denn auch sie führt dazu, dass das Objekt im Himmelshintergrund ertrinkt.
Bei der Wahl der richtigen Vergrößerung muss man also ein wenig herumprobieren, bis man das Optimum gefunden hat.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
NGC 6791 erscheint in meinem 20" f/3 Dobson bei geringer Vergrößerung als hellere, rundliche Aufhellung. Mit indirektem Sehen ist diese bei
120x recht einfach zu erkennen. Man hat zudem den Eindruck, dass das sanfte Glimmen der Sternkugel nicht ganz gleichförmig ist, sondern gemottelt
erscheint - sprich, die Helligkeit ist nicht ganz gleichförmig, sondern weist eine unregelmäßige Struktur aus helleren und dunkleren Flecken auf. Einzelsterne
blitzen nur ab und an hervor. Deutlich interessanter wird der Anblick, wenn man die Vergrößerung auf 200x bis 270x steigert. Dann ist das Hintergrundleuchten
zwar nicht mehr so deutlich wahrnehmbar, dafür aber blitzen immens viele, sehr schwache Einzelsternchen aus dem dunklen Himmelshintergrund hervor -
der Sternhaufen sieht nun aus wie glitzernder Sternstaub. Insgesamt sind geschätzt 60-70 Einzelsterne zu erkennen, die alle mehr oder weniger die gleiche
Helligkeit besitzen. Nur ein paar wenige sind deutlich heller als der Rest. Zudem bilden viele der Sterne kleine Sternklumpen. Der Hintergrund erscheint körnig.
Mit ein wenig mehr Öffnung wären hier also noch einmal eine Vielzahl an weiteren Einzelsternchen zu erkennen.
Alles in allem ist NGC 6791 ein sehr spannendes Objekt für größere Telekope ab 16" Öffnung, mit denen man den Sternreichtum direkt am Okular erleben kann.
Man sollte aber ein wenig Geduld mitbringen.