In einer klaren, kalten Winternacht erstrahlt weiß leuchtend im Süden ein Stern, der heller und intensiver funkelt als alle anderen Sterne. Es ist Sirius im Sternbild „Großer Hund“,
rund 8.6 Lichtjahre von uns entfernt. Dieser hellste Stern am irdischen Firmament ist an der Oberfläche 10.000 Grad heiß und leuchtet 25x heller als unsere Sonne. Richtet man ein
20 Zoll Teleskop auf Sirius und schaut ins Okular, so wird man geblendet von einem gleißend hellen Stern, der bei weniger gutem Seeing in allen Farben des Regenbogens funkelt.
Vier helle Spikes ragen wie Lichtschwerter in die umgebende Dunkelheit, knapp daneben ein extrem schwaches Lichtpünktchen – Sirius B, ein weißer Zwerg.
Dieser helle Lichtschein ist es, der viele Jahrhunderte lang ein Geheimnis behütet hat, denn in den Strahlen von Sirius versteckt sich ein Sternhaufen. Diese Ansammlung von Sternen
wurde erst im Jahre 2017 in den Daten des Astrometrie- Satelliten „GAIA“ gefunden und deswegen auf den Namen „Gaia 1“ getauft. In einem Raumgebiet von 29 Lichtjahren
Durchmesser versammeln sich 22.000 Sonnenmassen - 1200 Sterne bis hinunter zur 19. Größenklasse sollen diesem Haufen angehören. Es ist faszinierend, dass sich diese gewaltige
Sternansammlung so lange hinter dem hellen Glanz von Sirius verbergen konnte.
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Ende Februar war es dann soweit. Unter dem dunklen Mittelgebirgshimmel auf 1.000mNN richtete ich mein 20“ f/3.2 Teleskop auf Sirius. Geblendet vom hellen Schein hangelte ich
mich an einigen Sternen entlang zur Position von „Gaia 1“. Dort angekommen, schraubte ich die Vergrößerung auf 270x hinauf, damit Sirius außerhalb des Gesichtsfeldes blieb. Vier
hellere Sterne mit 12-13mag waren auf Anhieb leicht zu erkennen. Doch dann wurde es schwierig. Nur 10' (Bogenminuten) von Sirius entfernt ragte der Lichtschein deutlich ins
Gesichtsfeld hinein und erinnerte stets an die Gefahr, dass Sirius beim Nachführen aus Versehen ins Gesichtsfeld kommen und mir die Dunkeladaption rauben kann.
Und so versuchte ich in den nächsten 45 Minuten auf meiner Karte so viele Sterne wie möglich abzukreuzen. Die allermeisten waren nur mit indirektem Sehen sichtbar – bei einer
Helligkeit von 15mag und schwächer war das aber auch nicht anders zu erwarten. Manche blitzten nur kurz auf und wurden alsbald wieder von der Dunkelheit verschlungen, dreimal
wurde ich von Sirius geblendet und musste einige Minuten warten, bis die Dunkeladaption wieder aufgebaut war und es von vorne losgehen konnte.
Am Ende dieser dreiviertel Stunde hatten 25 Sterne ein Kreuz bekommen – leider nur ein sehr kleiner Bruchteil der vielen Sterne auf der Karte. Es war eine schwierige Beobachtung,
aber spannend!