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IC 59/63 - Die zwei kleinen Gespenster



Im Sternbild Cassiopeia finden sich neben dem Bubble- Nebel noch unzählige weitere tolle Objekte, aber eines hat es mir ganz besonders angetan - weshalb es übrigens auch schon sehr lange auf der Warteliste für eine Zeichnung stand. Es handelt sich genau genommen sogar um zwei Objekte, nämlich um die Gasnebel IC 59 und IC 63, die mich aufgrund ihrer Form immer an zwei nette, kleine Gespenster erinnern, die aussehen, als hätten sie sich ein weißes Tuch übergeworfen...

Die zwei kleinen Geister befinden sich nur 25' von dem 2.2mag hellen Stern "Gamma Cas" entfernt, der nicht nur zufällig dort steht, sondern tatsächlich die Nebel zum Leuchten anregt. Ohne Stern also keine Nebel.

Gamma Cas selbst ist übrigens auch ein recht interessanter Stern - einer der hellsten Sterne am nördlichen Himmel ohne richtigen Namen. In Sky Safari findet sich die Bezeichnung "Navi", was ich recht ungewöhnlich fand. Aber es hat sich herausgestellt, dass das "Ivan" rückwärts gelesen ist und dem mittleren Namensteil des Astronauten Virgil Ivan Grissom entspricht, der wohl auch für diese Namensgebung verantwortlich ist und Teil des "Mercury- Programms" in den 60er Jahren war.

Gamma Cas gehört zur Gruppe der blauen Riesensterne mit einem Spektraltyp von B0.5 und einer Oberflächentemperatur von um die 30.000 Kelvin. Bei einer Entfernung von 550 Lichtjahren berechnet sich die Leuchtkraft zu 60.000 Sonnen. Aufgrund seiner hohen Rotationsgeschwindigkeit ist der Stern abgeplattet. Zudem gehört er zur Gruppe der Veränderlichen Sterne und hatte Ende der 1930er Jahre eine Maximalhelligkeit von 1.6mag und war damit der hellste Stern im Sternbild Cassiopeia. Heute ist er das nicht mehr. Und als ob das noch nicht genug wäre, ist "Gamma Cas" auch noch ein Doppelstern, der aber wohl sehr schwer zu trennen sein dürfte. Denn nur 2.2" (Bogensekunden) neben dem 2mag hellen Hauptstern findet man einen 11mag schwachen Begleiter. Das ist ein Helligkeitsunterschied von 9 Größenklassen, womit die Trennung von "Gamma Cas" eine große Herausforderung darstellen sollte.

Die beiden Nebelchen IC59/63 weisen sowohl einen Emissions- als auch einen Reflexionsanteil auf. Das ist auch gut auf Farbaufnahmen an den rötlichen und blauen Gasmassen zu erkennen. Die wahre Entfernung der beiden Nebel zu Gamma Cas beträgt rund 3-4 Lichtjahre, wobei IC 59 der entferntere der beiden sein dürfte. Tief belichtete Aufnahmen im H/alpha- Licht zeigen, dass IC59 und IC63 zu einem weit größeren Nebelkomplex mit einem Durchmesser von 2° bzw. 10 Lichtjahren gehören. Es handelt sich hierbei um eine Blase aus heißem, ionisierten Wasserstoffgas, die oft um heiße O- und B- Sterne anzutreffen ist und "Strömgren- Sphäre" genannt wird.

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Gefunden sind IC59/63 natürlich ziemlich schnell, man muss das Teleskop nur auf den mittleren Stern des Himmels-W's richten. Und damit fangen die Probleme auch schon an. ;) Zum einen erscheint der Stern im 20" f/3 so hell, das man sich fast ein Loch in die Netzhaut brennt und die Dunkeladaption direkt auf Wiedersehen sagt. Und noch dazu sind die beiden Nebel ziemlich schwach (deswegen auch die IC Nummern). Man darf sich da von der Zeichnung nicht irritieren lassen - aber irgendwie muss ich die schwachen Nebel auch sinnvoll auf den Monitor bringen.

Wenn man es geschafft hat, "Gamma Cas" außerhalb des Gesichtsfeldes zu positionieren und sich die Netzhaut vom ersten Schock erholt hat, ist der Kopf des helleren Gespenstes (IC 63) bei 120x doch recht gut zu sehen. Wenn man ein wenig höher vergrößert (200x), sieht man mit indirektem Sehen sogar die aufgeheizte Schockfront als leicht aufgehellten Rand. Das andere Gespenst (IC 59) ist ein bisschen schüchterner und nicht so einfach zu sichten - man muss also schon genau hinschauen, damit es sich mit indirektem Sehen als fahles Leuchten aus dem Hintergrund herausschält.



Reflexionsnebel IC 59 und IC 63 bei gamma Cas im 20 Zoll Dobson- Teleskop (Spiegelteleskop)