Der "Quallennebel" mit der Katalogbezeichnung IC 443 ist ein Supernova- Überrest (SNR), den man in einer Entfernung von rund 5.000 Lichtjahren
im Sternbild Gemini findet. Er wurde erst 1892 auf fotografischen Platten vom deutschen Astronomen Max Wolf entdeckt. Die scheinbare Helligkeit
von IC 443 wird mit 12mag angegeben, die Ausdehnung mit 50x40' - damit erscheint uns der SNR sogar größer als der Vollmond.
Die Struktur von IC 443 ist relativ komplex, da er sich (wie viele andere SNR auch) in der Nähe einer Molekülwolke befindet. Er besteht aus zwei
ineinander geschachtelten Hüllen mit einem Gesamtdurchmesser von 70 Lichtjahren. Im südlichen Teil befindet sich ein weiterer Nebel, der vom Pulsar
und seinen Winden erzeugt wird (plerion nebula). Mittig durch die Hülle verläuft eine dunkle Trennlinie von NW nach SO - hierbei handelt es sich um
eine Staubwolke, die sich in der Sichtlinie zwischen uns und dem SNR befindet und somit einen Teil der dahinterliegenden Hülle verdeckt.
Im südöstlichen Teil trifft die Schockwelle auf eine sehr dichte Molekülwolke (10.000 Atome/cm³) und wurde von dieser auf eine Geschwindigkeit von
nur noch 30-40km/s abgebremst. Im nordöstlichen Teil hingegen beträgt die Geschwindigkeit der Schockfront immer noch 80-100km/s, da sie hier
in eine Wand aus neutralem Wasserstoff mit einer Dichte von nur 10-1.000 Atomen/cm³ hinein läuft.
Der Neutronenstern, welcher für die Supernova und damit für IC 443 verantwortlich ist, hat die einprägsame Bezeichnung "CXOU J061705.3+222127".
Er befindet sich nicht im Zentrum des Quallennebels (wie man vielleicht annehmen würde), sondern südöstlich des Zentrums. Er bewegt sich nämlich
mit einer Geschwindigkeit von 800.000 Kilometern pro Stunde (=22km/s) in diese Richtung. Der Grund dafür ist, dass eine Supernova- Explosion oft
nicht symmetrisch abläuft und der Stern zu einer bestimmten Seite beschleunigt wird. Visuell ist der Neutronenstern leider nicht zu sehen.
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Der Supernova- Überrest IC 443 bietet in meinem 20" f/3 Teleskop einen wunderbaren Anblick, auch wenn er auf den ersten Blick nicht so hell erscheint,
wie man aufgrund der vielen tollen Fotos vielleicht vermuten würde. Da er relativ groß ist, habe ich ihn bei Vergrößerungen von 120x...210x in Verbindung
mit einem OIII- Filter angeschaut.
Die Position lässt sich sehr schnell bestimmen, da er sich direkt neben einer markanten Sternformation befindet. Auf den ersten Blick ist ein langes Nebel-
Filament zu sehen, welches an den Enden leicht gebogen erscheint. Das nordwestliche Ende ist relativ hell und zeigt nach einiger Zeit bei 210x drei einzelne
kleine Filamente, von denen aber nur zwei deutlich erkennbar sind. Das dritte Filament schält sich nur langsam aus dem hellen Hintergrund heraus. In der
Mitte des Nebelbogens ist eine weitere helle Stelle zu sehen und auch das südöstliche Ende (in der Zeichnung unten) erscheint heller als der Nebelbogen an
sich.
Wenn man weiß, wo man hinschauen muss, kann man zwei sehr schwache Nebelfetzen in der näheren Umgebung erahnen.
Die Umgebung ist sehr sternreich, was die Beobachtung von IC 443 sehr reizvoll macht. Ein wirklich wunderschönes und spannendes Objekt. :))