Der Eulensternhaufen gehört sicherlich zu den schönsten offenen Sternhaufen im Sternbild Cassiopeia. Mit einer visuellen Gesamthelligkeit von
6.4mag ist er in einem Fernglas zu sehen und offenbart schon in einem kleinen Teleskop seine wunderbare Form, die ihm einige klangvolle Namen
eingebracht hat. Dazu haben u.a. zwei helle Sterne am südöstlichen Ende des Clusters beigetragen, die von vielen Beobachtern als Augen gesehen
werden und wahrscheinlich zu den zwei bekanntesten Namen "Eulensternhaufen" oder "E.T Cluster" geführt haben. Man findet NGC 457 nur 2°
südlich des 2.6mag hellen Sterns "delta Cas".
NGC 457 liegt rund 8.000 bis 9.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Perseus- Spiralarm unserer Milchstraße. Mit einem scheinbaren Durchmesser
von 15-20' (Bogenminuten) erscheint er uns am Himmel in etwa halb so groß wie der Vollmond. Der wahre Durchmesser errechnet sich zu 46 Lichtjahren
- für einen offenen Sternhaufen ein wirklich großer Wert. Das Alter wird mit 21 Millionen Jahren angegeben.
Über 200 Sterne werden dem Cluster zugerechnet. Bei den beiden hellsten Sternen "phi Cas" und "HD 7902" ist man sich aber nicht sicher, ob sie auch
tatsächlich Mitgliedssterne von NGC 457 sind. Zumindest bei "phi Cas" geht man aber davon aus, dass es sich um einen Vordergrundstern handelt. Schaut
man sich die Eigenbewegungen des Sternhaufens und von "phi Cas" an, so lässt sich daraus keine sichere Aussage treffen. Auch die Entfernungsangaben
anhand von Parallaxenmessungen sind mit zu großen Unsicherheiten behaftet. Da "phi Cas" allerdings ein Mehrfachsternsystem mit insgesamt 5 Komponenten
ist, lassen sich daraus indirekt Schlussfolgerungen ziehen, die den Stern tatsächlich in den Vordergrund von NGC 457 rücken - genauer gesagt in eine Entfernung
von 4.500 Lichtjahren. Damit wäre er nur halb so weit entfernt wie der Sternhaufen selbst. Aus der scheinbaren Helligkeit von 5.0mag lässt sich eine Leuchtkraft
für "phi Cas" von -7.2mag errechnen, was rund 60.000 Sonnenleuchtkräften entspricht. Er gehört damit zur Gruppe der "F- Supergiganten" und würde selbst
in einer Entfernung von 100 Lichtjahren noch genauso hell leuchten wie der Planet Venus. Ein ähnlich monströser Stern ist "HD 7902", das zweite Auge
der Eule. Bei ihm handelt es sich um einen heißen B- Giganten mit einer Oberflächentemperatur von fast 20.000 Kelvin und einer Leuchtkraft von
30.000 Sonnenleuchtkräften. Er gehört sehr wahrscheinlich zu NGC 457. Der Vollständigkeit halber sei noch ein dritter Riesenstern erwähnt: "BD+57 258",
ein sogenannter M- Supergigant mit einer Leuchtkraft von 7.500 Sonnen. Dieser rote Riesenstern befindet sich am Ende seines Lebenszyklus.
Schon alleine diese drei Sterne und die dahinter stehende Physik machen NGC 457 zu einem absolut spannenden Objekt.
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Doch nun wollen wir uns der Beobachtung mit dem Teleskop widmen. Mit 50cm Öffnung bietet der Eulensternhaufen einen faszinierenden Anblick, der
einem fast den Atem nimmt.
Schon bei einer vergleichsweise geringen Vergrößerung von 120x sind sehr viele Sterne zu sehen, darunter natürlich gleißend
hell die beiden "Augen" der Eule. Diese bilden einen sehr netten Farbkontrast - während "phi Cas" gelblich leuchtet, weist "HD 7902" einen leichten Blauton
auf. Nicht weit davon entfernt verrät sich dann auch "BD+57 258" durch seinen sanften Orangeton. Steigert man die Vergrößerung auf 270x, so wird
der Himmelshintergrund pechschwarz und aus der Dunkelheit schälen sich insbesondere im mittleren Teil des Clusters enorm viele Sterne heraus,
darunter natürlich auch sehr viele schwache. Insgesamt ist der Sternreichtum absolut beeindruckend und es gibt nur wenige Sternhaufen, die hier
mithalten können. Viele der insgesamt 150 sichtbaren Sterne sind in Gruppen zusammengefasst, dazwischen gibt es immer mal wieder leere Stellen, wo
sich nur verhältnismäßig wenige schwache Sterne befinden.
Mein persönliches Fazit ist, dass es nur wenige Sternhaufen gibt, die in Form, Aussehen und Sternreichtum mit NGC 457 konkurrieren können. Egal wie
klein oder groß das Teleskop auch ist: ein Besuch beim "Eulensternhaufen" ist Pflicht.