Die beiden hellen Galaxien NGC 4298 und NGC 4302 befinden sich in einer Entfernung von ~49...53 Millionen Lichtjahren im Sternbild
"Coma Berenices" und wurden schon im Jahr 1784 von F.W. Herschel mit seinem 18.7" Teleskop entdeckt. Beide Galaxien stehen nicht
nur zufällig in derselben Richtung, sondern sind tatsächlich gravitativ aneinander gebunden und gehören dem Virgo- Super-cluster an.
NGC 4298 ist die kleinere der beiden Galaxien. Sie zählt zu den Spiralgalaxien des Typs SA(rs)c. Ihre eng gewundenen Spiralarme
werden als "patchy" beschrieben, also "fleckig". Mit einem wahren Durchemsser von 45.000 Lichtjahren ist sie nicht einmal halb so groß
wie unsere Milchstraße, ihre Masse beträgt nur rund 15 Milliarden Sonnenmassen. Im Zentrum wird eines der sehr seltenen "Intermediate
Black Holes" mit einer Masse von 20.000 bis 500.000 Sonnenmassen vermutet.
NGC 4302 hingegen ist eine normale Spiralgalaxie des Typs "Sc", die wir fast von der Seite sehen - also "EdgeOn" wie man so schön
sagt. Es handelt sich zudem um eine Seyfert- Galaxie mit einem aktiven Galaxienkern (AGN). Mit einem Durchmesser von 110.000
Lichtjahren und einer Masse von 100 Milliarden Sonnenmassen weist sie ähnliche Dimensionen wie unsere Heimatgalaxie auf. Bei
genauerem Hinschauen erkennt man, dass der Bulge nicht rundlich, sondern vielmehr eckig ist - ein Zeichen für einen Balken, auf den wir
von der Seite schauen. Besonders interessant sind die prägnanten Staubwolken, die nicht nur in Form von Filamenten vorhanden sind,
sondern auch große, massereiche, zusammenhängende Areale bilden. Viele der Filamente sind gebogen, was auf eine Interaktion mit dem
interstellarem Medium (ISM) hinweist. Im Fall von NGC 4302 bewegt sich die Galaxie radial mit relativ hoher Geschwindigkeit zum
Zentrum des Virgohaufens.
Dass beide Galaxien miteinander interagieren, sieht man einerseits daran, dass die Sterne in NGC 4298 in Richtung NGC 4302 gezogen
werden, zudem sind eine "Tidal Bridge", also eine Lichtbrücke aus Sternen vorhanden sowie ein HI- Schweif. Auch die erhöhte Sternentstehung
in NGC 4298 ist ein Hinweis auf die gravitative Bindung.
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Die beiden Galaxien geben im 20 Zoll Teleskop einen wunderbaren Anblick ab. Beide erscheinen recht hell. Schraubt
man die Vergrößerung auf 210x hoch, so erkennt man in NGC 4302 ein schwaches Staubband, allerdings mehr angedeutet
als wirklich deutlich zu sehen. Der Kernbereich ist leicht heller. NGC 4298 ist hingegen das typische Beispiel für eine
eher strukturlose Galaxie. Außer einer Helligkeitszunahme zum Kern hin sind keine weiteren Einzelheiten sichtbar. Aber
das ist auch nicht weiter schlimm, denn schließlich geht es um den Gesamteindruck, den die beiden Galaxien hinterlassen -
und der ist einfach fantastisch!