NGC 6802 ist ein Sternhaufen im Sternbild "Vulpecula" oder auch Füchsschen genannt und daher bei uns bestens am Sommerhimmel beobachtbar.
Ziemlich einfach zu finden ist er übrigens auch, denn er befindet sich direkt am östlichen Ende des Kleiderbügels "Collinder 399". Doch einen Haken
hat die ganze Sache:
Die Entfernung des Haufens ist relativ groß. Laut den neuesten Daten des zweiten GAIA- Release befindet sich NGC 6802 in einer Entfernung von
8.500 Lichtjahren mit einem Fehler von +-300 Lichtjahren. Das ist für einen offenen Sternhaufen schon recht viel und so sind die beiden hellsten Sterne
nur12-12.5mag hell. Die weit größere Mehrheit bewegt sich im Bereich von 14mag und darunter. Es braucht also schon einiges an Öffnung, um diesen
Sternhaufen komplett in Einzelsterne aufzulösen. Man darf auch nicht vergessen, dass die Rötung durch Staub eine Rolle spielt und diese liegt im Fall von
NGC 6802 im Bereich von E(B-V)=0.71mag. Lässt man dieses einmal außer Acht, so ergibt sich für die absolute Leuchtkraft der hellsten Sterne ein Wert von
M=+0.1mag, was immerhin noch einer 75- fachen Sonnenleuchtkraft entspricht. Die meisten Sterne des Clusters strahlen aber nur rund 2-5x so hell wie die
Sonne. Das wiederum bedeutet, dass sehr helle und leuchtkräftige Sterne fast völlig zu fehlen scheinen und NGC 6802 sehr alt sein muss. Und tatsächlich
wird das Alter mit 800 Millionen bis 1 Milliarde Jahren angegeben. Dass sich der Haufen nach einer solch langen Zeit noch nicht aufgelöst hat, hat er seiner
Kompaktheit zu verdanken. Aus dem scheinbaren Durchmesser von rund 4 Bogenminuten können wir ganz einfach den wahren Durchmesser zu 9-10
Lichtjahren berechnen. In dieser Sphäre befinden sich laut GAIA Release um die 380 Sterne bis hinunter zu einer Größenklasse von 19 Magnituden. Das
scheint wohl zu reichen, um die Sterne über einen derart langen Zeitraum gravitativ zu binden.
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Mit dem Teleskop ist der Sternhaufen ruckzuck gefunden: einfach im Sucher den bekannten "Kleiderbügel" einstellen, ein bisschen nach Osten schwenken
und schon taucht bei 120x ein milchiger Fleck im Okular auf. Darin zu finden sind ca. 15-20 Einzelsterne, der Hintergrund erscheint körnig. Das ruft
geradezu nach einer höheren Vergrößerung und weil man das mit 20 Zoll locker kann, wird diese auf 380x gesteigert. Im Haufen selbst sind nun 50 bis
60 schwache Sternchen mit annähernd gleicher Helligkeit zu sehen. Der Cluster erscheint mit 3:1 deutlich elongiert, schon fast rechteckig. Aber wenn man
genauer hinschaut, sind im Osten noch einige sehr schwachen Sternchen zu sehen. Nimmt man diese noch mit hinzu, ergibt sich schon fast wieder ein
rundlicher Anblick. Die westliche Kante hingegen scheint an einigen Stellen leicht eingebuchtet zu sein; einige hellere Sterne sind im Norden des Haufens
zu finden. Der Hintergrund erscheint selbst bei dieser hohen Vergrößerung immer noch leicht körnig, so als ob sich im Hintergrund noch mehr Sternchen
tummeln würden. Das kann nur eines bedeuten: es muss noch mehr Öffnung her. ;) Umrahmt wird der Sternhaufen übrigens von einigen helleren 9mag Sternen,
die einen tollen Kontrast zu den schwachen Sternchen des Clusters bieten.