"Barnards Galaxie" trägt die Katalognummer NGC 6822 und ist eine rund 7.000 bis 8.000 Lichtjahre große, irreguläre Zwerggalaxie im Sternbild
Schütze. Sie wurde im August 1884 durch Edward Emerson Barnard mit einem 6" Refraktor gefunden - und hat ihm zu Ehren diesen Namen
erhalten. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 8.7mag zählt sie zu den 50 hellsten Galaxien am Himmel, aber aufgrund der großen Ausdehnung
von 15.4'x14.2' Bogenminuten weist sie eine sehr geringe Flächenhelligkeit von nur 14.7mag/'² auf und ist dementsprechend schwierig zu beobachten.
Sie steht uns mit einer Entfernung von 1.6 Millionen Lichtjahren sogar noch näher als die Andromeda- Galaxie, ist aber natürlich deutlich
kleiner und enthält nur rund 10 Millionen Sterne - kein Vergleich mit den bis zu 300 Milliarden Sternen unserer eigenen Milchstraße. Dementsprechend
gering ist auch die absolute Helligkeit, die mit M= -16.4mag angegeben wird. Das entspricht in etwa der Leuchtkraft von 310 Millionen Sonnen.
Von der Struktur ähnelt sie der kleinen magellanschen Wolke (SMC) am Südhimmel. Man findet in NGC 6822 insgesamt 150 HII- Regionen, von denen
vier besonders hell sind. Die Sternentstehung findet in Regionen mit dichten, molekularen Gaswolken statt, die so kalt sind, dass sie unter der eigenen
Gravitation kollabieren und Sterne bilden können. Eine Phase reger Sternentstehung ereignete sich vor rund 3-5 Milliarden Jahren, was in etwa mit dem
Zeitpunkt übereinstimmt, als NGC 6822 eine nahe Begegnung mit unserer Milchstraße hatte.
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Bei der Beobachtung darf man sich keinesfalls von der visuellen Gesamthelligkeit von 8.7mag täuschen lassen, denn das klingt nach sehr viel. Allerdings
verteilt sich die Gesamthelligkeit auf eine sehr große Fläche, so dass NGC 6822 nur eine geringe Flächenhelligkeit von weniger als 14mag/'² aufweist.
Das macht es schwierig, sie unter einem aufgehelltem Himmel überhaupt wahrnehmen zu können. Dazu kommt noch die Deklination von -15°, so
dass NGC 6822 hier im Süden von Deutschland nur rund 25° über den Horizont steigt. Wichtig sind also ein dunkler Himmel und eine geringe
Vergrößerung, um Barnards Galaxie gut sehen zu können.
In meinem 20" f/3 Dobson zeigt sich NGC 6822 bei einer Vergrößerung von 120x als hellere und recht große Aufhellung im Okular. Dabei scheint
der nördliche Teil des ovalen Galaxienkörpers leicht heller zu sein als der südliche. Grund hierfür ist eine höhere Sterndichte.
Interessant wird es, wenn man einen UHC- Filter ins Okular schraubt, um die vielen HII Regionen besser beobachten zu können. Ich habe mich zunächst
einmal auf die vier hellsten konzentriert, die alle im nördlichen Teil der Galaxie zu finden sind (in der Zeichnung oben). Die drei hellsten davon waren
problemlos mit indirektem Sehen zu erkennen und bei höherer Vergrößerung wurde sogar eine sternähnliche Kondensationen in einer HII- Region
(Nummer V) sichtbar. Die vierte und flächenmäßig größte HII Region (Nummer III) hat sich dann doch ein wenig geziert und war mit UHC Filter
nur als sehr schwache, ausgedehnte Aufhellung sichtbar.