Der bekannte "Crescent- Nebel" ist im Deutschen auch unter dem Namen "Sichelnebel" bekannt und trägt die Katalognummer NGC 6888.
Er befindet sich in einer Entfernung von 4.700 Lichtjahren im Sternbild Schwan und wurde schon im Jahre 1792 von F.W. Herschel entdeckt.
Im Zentrum des Nebels finden wir mit einer Helligkeit von 7.5mag einen recht unscheinbaren Stern - WR136 (oder auch HD 192163). Doch
der Schein trügt, denn in Wirklichkeit gehört WR136 nicht nur zu den leuchtkräftigsten Sternen am Himmel, sondern auch zur seltenen Gruppe
der "Wolf- Rayet- Sterne". Er ist 5x so groß wie die Sonne, 21x so massereich und leuchtet 600.000x so hell wie unser Zentralgestirn. Die
absolute Helligkeit lässt sich zu -9.6mag berechnen. Würde man WR136 in die gleiche Entfernung wie Sirius setzen, würde er mit -12.7mag
so hell leuchten wie der Vollmond und selbst in einer Entfernung von 350 Lichtjahren immer noch so hell wie die Venus. Die Temperatur an
seiner Oberfläche beträgt fast 71.000 Kelvin, was für einen Stern extrem heiß ist. Man geht außerdem davon aus, dass es sich hier um ein
Doppelsternsystem handelt, in welchem ein massearmer roter Zwergstern einmal in 5 Tagen die Hauptkomponente umrundet.
Das Alter von WR136 wird auf gerade einmal 4.7 Millionen Jahre geschätzt und schon nach dieser kurzen Zeitspanne hat er sein Lebensende
fast erreicht. Vor 250.000 bis 300.000 Jahren hat sich der Stern zu einem Roten Riesen aufgebläht und in dieser Phase rund 5 Sonnenmassen an
Materie in den Weltraum abgegeben, die sich immer noch mit 80 Kilometern in der Sekunde ausbreitet. Dadurch wurden die heißen, inneren
Schichten freigelegt. Mit der Zeit setzte ein starker Sternwind ein, der nun mit einer Geschwindigkeit von 1.700 Kilometern in der Sekunde
nach außen rast. Mittlerweile haben die Sternwinde die alte Hülle des Sterns eingeholt, die nun von der UV- Strahlung zum Leuchten angeregt
wird und so den "Crescent- Nebel" formt.
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All das lässt sich wunderbar im Teleskop verfolgen - natürlich umso detaillierter, je größer die Öffnung ist. In meinem 20" f/3 ist NGC 6888
schon ohne Nebelfilter als fahle Sichel erkennbar, doch erst mit einem UHC- Filter offenbart sich die wahre Schönheit. Mit Vergrößerungen
von V=200x und mehr lassen sich die weit verstreuten Nebelfetzen leicht erkennen und verfolgen - ganz besonders deutlich an der äußeren
Schockfront, die heller als der restliche Teil des Crescent- Nebels erscheint. Das Innere des Nebels leuchtet nur schwach und ist bei weitem
nicht so strukturreich wie der turbulente Rand.
Und inmitten all dieser Nebelfetzen leuchtet ein weißlich- gelber Stern, der für das ganze Spektakel verantwortlich ist: WR 136!