NGC 6905 trägt den wunderschönen Namen "Blue Flash Nebula" oder auch "Blauer Blitz". Das ist wohl seiner Farbe geschuldet, die auf Aufnahmen deutlich
ins Blaue geht. Der Planetarische Nebel befindet sich in einer Entfernung von rund 7.000 Lichtjahren im Sternbild Delphin, wobei die Entfernungsangaben
stark schwanken. Auch Werte von 3.000 Lichtjahren sind im Umlauf. Mit einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 10.9mag gehört er zu den hellen
Vertretern seiner Art und ist am Sommerhimmel deshalb auch schon mit kleineren Teleskopen gut zu sehen.
Die Hülle von NGC 6905 weist einige Besonderheiten auf. So gibt es eine leicht elongierte innere Hülle mit einem Durchmesser von 34" mal 47"
(Bogensekunden), die nicht gleichmäßig ausgeleuchtet sondern von vielen Filamenten durchzogen ist. Am Ende der langen Achsen finden sich zwei
konisch zulaufende Nebelmassen, an deren Ende jeweils ein Nebelknoten zu finden ist. Diese "Antennen" sind aber viel schwächer ausgeprägt als
beispielsweise beim Saturnnebel NGC 7009. Man geht davon aus, dass diese Strukturen von den starken Winden herrühren, die vom Stern in der Mitte des
Nebels ausgehen.
Spektroskopische Untersuchungen des Zentralsterns haben nämlich gezeigt, dass die Sternwinde eine Geschwindigkeit von 2.170 Kilometern pro Stunde
erreichen. Das ist rund 3x so schnell wie der Sonnenwind - ein meist sanfter Strom geladener Teilchen. Der ZS von NGC 6905 gehört mit einer
Oberflächen-temperatur von 140.000 bis 155.000 Kelvin zu den heißesten Weißen Zwergen, die man derzeit kennt. Er besteht zu 45% aus Kohlenstoff, zu
45% aus Helium und die restlichen 10% setzen sich größtenteils aus Sauerstoff und Stickstoff zusammen. Allein schon das macht die Sache unheimlich
spannend. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 14.0mag ist der weiße Zwerg in mittelgroßen Teleskopen gut zu sehen.
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So interessant der Nebel in der Theorie ist, so spannend ist auch die Beobachtung mit einem größeren Teleskop der 20 Zoll Klasse. :) Da der Name recht
prägnant ist, habe ich zuerst mit einer kleinen Vergrößerung von 120x auf NGC 6905 drauf gehalten. Je kleiner der PN im Okular erscheint, umso heller wirkt
er und umso wahrscheinlicher ist es, dass man Farben wahrnehmen kann. Und so konnte ich bei 120x tatsächlich ein fahles blaugrün erkennen. Der PN
war definitiv nicht farblos, aber auch nicht wirklich grün. Eine blaue Komponente war definitiv vorhanden.
Nach dieser tollen Beobachtung habe ich die Vergrößerung auf 380x gesteigert, um möglichst viele Details erkennen zu können. Der Zentralstern war
einfach zu sehen. Doch dann ist man erst einmal irritiert wegen der vielen hellen und dunklen Stellen. Erst wenn man sich Zeit nimmt, kann man diesen
Flickenteppich langsam sortieren. Und so schälten sich 2 dunklere Augen im nördlichen Teil sowie ein weiteres dunkles Auge im südlichen Bereich heraus.
Die anderen Dunkelstrukturen sind weniger auffällig, dafür lässt sich aber am östlichen Rand ein helleres Filament beobachten. Der westliche Teil von
NGC 6905 erscheint insgesamt heller und es lassen sich auch dort einige Strukturen beobachten. Die beiden konusartigen Fortsätze in der langen Achse
waren nur angedeutet zu sehen und sind insgesamt recht schwach. Von den Knoten darin war nichts zu sehen. Macht aber nix, denn Details hat der PN
auch so mehr als genug zu bieten.
Nach meiner bescheidenen Meinung ist der "Blue Flash Nebula" definitiv einer der schönsten und spannendsten Planetarischen Nebel am sommerlichen
Firmament. Ein Besuch lohnt auf alle Fälle! Also ran ans Teleskop! :)