Über den Sternhaufen "Feibelmann 1" bin ich zum ersten Mal im Astrotreff gestolpert. Bis dahin hatte ich von diesem Sternhaufen noch nie etwas gehört oder gelesen,
da er auch nicht in meinem Buch "Star Clusters" aufgelistet war.
Feibelmann 1 liegt direkt neben einem 4.8mag hellen Stern mit der Bezeichnung "P Cygni". Wie der Name schon andeutet, gehört dieser zur Gruppe der Veränderlichen
Sterne, genauer gesagt zur Gruppe der LBV - den "Luminous Blue Variables". Diese blauen Sterne sind sehr selten in unserer Milchstraße. Man kennt nur rund 20 Sterne
dieser Klasse. LBV sind sehr massereiche und heiße O- Sterne, die über einen gewissen Zeitraum hinweg ihre Helligkeit in dramatischer Weise verändern können. Mit
Massen von 30 bis 150 Sonnenmassen gehören sie zu den Hyperriesen und leuchten teilweise millionenfach heller als unsere Sonne und erreichen bolometrische Helligkeiten
von bis zu -11mag. Die Oberflächentemperaturen dieser Sterne liegen bei 30.000 bis 50.000 Kelvin, während im Zentrum unvorstellbare 800 Millionen Kelvin herrschen können.
Die Entfernung zu P Cygni ist noch nicht genau bekannt und so schwanken die Entfernungsangaben zwischen 6.000 und 7.000 Lichtjahren. Damit schwanken natürlich
auch die Angaben zur Leuchtkraft, die sich aus Entfernung und scheinbarer Helligkeit berechnen lässt. Man kann zum jetzigen Zeitpunkt immerhin schon mal sagen,
dass die Leuchkraft irgendwo im Bereich von 600.000 bis 900.000 Sonnen liegt. Egal welcher Wert nun wirklich richtig ist - es sind Zahlen, die man sich kaum vorstellen
kann. Die Oberfläche von P Cygni ist fast 20.000 Kelvin heiß, damit gehört er zur Spektralklasse B1, also sehr dicht an der Grenze zu den noch heißeren O- Sternen. Mit
einer Masse von 30 Sonnenmassen und einem Durchmesser von 105 Millionen Kilometern ist der LBV auch ein wahrlich gigantischer Stern, dessen Oberfläche bis an
die Merkurbahn heranreichen würde.
Über den Sternhaufen "Feibelmann 1" habe ich leider nicht wirklich viele Informationen finden können. Seine Entfernung wird mit 7.500 Lichtjahren angegeben, was
implizieren würde, dass P Cygni tatsächlich zu diesem Cluster gehört. Das Alter von rund 8 Millionen Jahren würde ebenfalls gut zu dieser Annahme passen, da nach dieser
Zeitspanne ein "Luminous Blue Variable" noch existieren würde. Es scheint wohl auch so zu sein, dass "Feibelmann 1" und der nahestehende Cluster "IC 4996" eine Art
Doppelsternhaufen bilden. Die beiden Cluster sind am Himmel 28' voneinander entfernt. Umgerechnet auf die Distanz ergibt sich ein Abstand von 61 Lichtjahren. Insofern
könnte das also durchaus plausibel sein.
Kommen wir nun zur Beobachtung dieser interessanten Objektpaarung mit meinem eigenen 50cm f/3.2 Dobson der Horizon- Serie.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bei einer geringen Vergrößerung von 120x fällt "P Cygni" natürlich sofort ins Auge. Doch lustigerweise leuchtet er überhaupt nicht bläulich-weiß, sondern in einem
warmen pastelligen Gelb. Schätzungsweise wird das Licht durch vorgelagerte Staubmassen leicht gerötet. Nachdem ich mir eine Zeitlang die Photonen dieses monströsen
LBV auf die Netzhaut habe prasseln lassen, habe ich mich auf die Suche nach "Feibelmann 1" gemacht - diesem ominösen Sternhaufen, der sich im hellen Glanz von
"P Cygni" zu verstecken versucht.
Bewaffnet mit einem DSS Ausdruck, einem hochgenauen Ausdruck von Guide und einer Vergrößerung von 380x bin ich dem Cluster auf die Pelle gerückt. Es war gar nicht
so einfach, die vielen schwachen Sterne neben dem gleißend hellen Stern mit indirektem Sehen zu erhaschen und auf der Karte nach erfolgreicher Sichtung einzukringeln.
5mag helle Sterne und 20 Zoll Öffnung vertragen sich nicht so gut, so dass man sich permanent die Dunkeladaption zerschießt. Zwar war das Seeing ganz gut, aber die
Durchsicht ziemlich schlecht, so dass ich nur bis zu einer Grenzgröße von rund 16.3mag hinunter gekommen bin. Bei besseren Bedingungen hätte ich sicherlich noch ein
paar mehr Sterne als die gesehenen 40 Stück erwischt (von denen sicherlich auch einige normale Feldsterne sind). Aber ich denke, dass ich den Sternhaufen "Feibelmann 1"
letztlich doch erfolgreich dingfest machen konnte.